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Learning to learn

DaF/DaZ knowledge portal "Einfach machen"

by Anke Kuhnecke

Lernen lernen

Wenn der Alltag zum Lernanlass wird

Viele Wege führen nach Rom. Das gilt auch für das Erlernen der deutschen Sprache, denn der Erwerb einer Fremdsprache kann gesteuert oder ungesteuert erfolgen. Ungesteuerter Spracherwerb findet dann statt, wenn Personen beispielsweise die deutsche Sprache ohne Unterricht erwerben. Das passiert im Alltag, indem gängige kommunikative Situationen wie Einkaufen, Bestellen im Restaurant oder nach dem Weg fragen, gemeistert werden. Mit Händen und Füßen, wenn es sein muss. Floskelhafte Redemittel werden dabei oftmals imitativ verwendet.

Vom gesteuerten Spracherwerb spricht man dagegen, wenn die deutsche Sprache im Unterricht erlernt wird. Hier kommen also die Kursleitenden ins Spiel, die die Sprache mit Hilfe gängiger Methoden vermitteln und im Kurs trainieren lassen. Wird die Zielsprache im Zielland erlernt, kommt ein großer Vorteil zum Tragen: Denn hier findet der ungesteuerte Spracherwerb außerhalb des Kursraumes parallel zum gesteuerten Spracherwerb im Kurs statt. Das heißt der Alltag außerhalb des Kursraumes wird ebenfalls zum Lernanlass. Dieser enorme Vorteil sollte nicht nur den Kursleitenden, sondern auch den Lernenden bewusst sein.

Wie kann diese Verzahnung von ungesteuertem und gesteuertem Spracherwerb erfolgen? Zum einen kann der Alltag der Lernenden in den Kursraum geholt werden. Das geschieht unterer anderem durch den Einsatz von authentischen Materialien. Besonders nachhaltig wird das, wenn die Lernenden diese Materialien selbst mitbringen. Das können Briefe und Formulare sein, Kassenbons, Werbeprospekte, Fotos von Türschildern usw.

Zum anderen kann auch die unmittelbare Umgebung des Wohn- und Kursortes der Lernenden einen wichtigen Lernort ausmachen. Hier bewältigen sie den Alltag, bewegen sich in ihrem Wohnort oder nutzen Angebote der Wohnumgebung. An dieser Stelle wird besonders deutlich, warum lerner*innenorientierter Unterricht lern- und motivationsfördernd ist: Unterricht, der die Themen und Interessen der lernenden berücksichtigt, bereitete so auf kommunikative Situationen im Alltag vor. Im Unterricht werden also am besten die kommunikativen Mittel, die im Alltag tatsächlich benötigt werden, thematisiert. Und das vor allem im Anfängerunterricht.

Das Lernen kann aber auch explizit nach außen verlagert werden. Hierzu eigenen sich Aufgaben wie z. B. den Busfahrplan, der an der Bushaltestelle aushängt, ansehen, den Lagenplan des Kaufhauses oder die Öffnungszeiten des Arztes checken usw. Hierhin gehören aber auch Exkursionen oder Ausflüge in die Umgebung, zu Vereinen, Märkten, in Cafés, Restaurants, Museen, Bibliotheken oder Parks, die bestenfalls im Kurs gemeinsam vor- und nachbereitet werden.