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Didactics in DaF

DaF/DaZ Knowledge Portal "Simply Doing"

by Anke Kuhnecke

Didaktik bei DaF

So klappt die induktive Grammatikvermittlung

 

„Induktiv“ ist eines der Schlagworte im modernen Deutschunterricht mit Erwachsenen – aber wie sieht das in der Praxis aus? Die Prämisse, dass die Grammatik im Unterricht lediglich Mittel zum Zweck ist, hat einen Bart wie Methusalem, aber die Umsetzung dieser Erkenntnis ist in der Praxis oftmals gar nicht so einfach.

Wie die Zahnräder in einem Uhrwerk greifen beispielsweise die Konjugationsformen ins Perfekt, das Kasussystem in die Satzlogik, die Modalverben in die Konjugationsformen und wieder alles von vorn. Soll Sprache ansatzweise funktionieren, müssen Sprechende Fragen, Aufforderungen oder Wünsche auch als solche kenntlich machen können und das geht eben nur mit der regelrechten Grammatik.

In heutigen Lehrwerken wird Grammatik in der Regel induktiv vermittelt. Ein grammatisches Phänomen ist in einen Hör- oder Lesetext eingebettet. Zwei Freundinnen unterhalten sich z.B. darüber, was sie gestern gemacht haben. Die Lernenden erleben eine kommunikative Situation, die sie verstehen können, auch wenn hin und wieder ein Wort fehlt.

Kursleitende wissen schon längst, dass es um das Perfekt geht und dass das Üben der Partizipien und der Satzklammer bevorstehen, aber sie behalten das natürlich für sich. Denn beim induktiven Vorgehen finden die Teilnehmenden die Regel von ganz allein.

Im Fall der Freundinnnen können die Teilnehmenden nun die Aufgabe erhalten, im Dialog herauszusuchen, was Freundin A und B jeweils gemacht haben. Auch die Aufgabe an die Lernenden ist also in die kommunikative Situation eingebettet. Gemeinsam soll nun über vergangenen Aktivitäten gesprochen werden und der/ die Kursleitende lässt die Teilnehmenden erst einmal im Nichtschwimmerbecken herumprobieren.

In dieser Phase ist der Lernprozess offen. Jede Gruppe und jede/-r Teilnehmende lernt anders. Manche werden ohne Probleme die Aktivitäten heraussuchen und aufschreiben. Einfach imitativ, sozusagen aus einem Bauchgefühl heraus. Möglicherweise gibt es aber auch mindestens eine/-n Teilnehmende*-n, die/der an dieser Stelle stutzig wird, warum es hier „gemacht“ und nicht „machen“ heißt.

Jetzt ist der Weg frei, die Schwimmflossen anzulegen und ins tiefe Wasser zu gehen. Eine Frage im Lernprozess bedeutet grünes Licht für die Aufnahmebereitschaft. Beim induktiven Vorgehen versuchen die Lernenden nun die Regel selbstständig zu finden. Dabei gibt es verschiedene Wege. Lassen Sie die Teilnehmenden in Gruppen herumprobieren. Helfen Sie mit Fragen. Am Ende steht auf Postern oder an der Tafel ein Schema, das die Struktur des Perfekts so übersichtlich wie möglich darstellt.